30. September 2025

Olivia Scheib wird ordiniert – Saarländische Pfarrerin bietet bald christliches Yoga auf Malle


Kirche und Ballermann – wie kann das zusammenpassen? Olivia Scheib wird es bald herausfinden. Nach ihrer Ordination zur Pfarrerin wird sie für ein Jahr auf Mallorca ihren Dienst tun. Eine spannende Herausforderung für die saarländische Theologin.

Weg zum Theologiestudium als Prozess

Olivia Scheib stammt ursprünglich aus Neunkirchen-Wiebelskirchen. Dass sie Pfarrerin werden wollte, war für die heute 29-jährige keineswegs eine frühe Berufung, sondern vielmehr das Ergebnis einer längeren Phase des Suchens und Abwägens. Nach dem Abitur sei sie erstmal „ziemlich planlos gewesen“, blickt sie zurück. Klar war, „ich wollte nichts mit Mathe machen, aber mit Menschen arbeiten und Abwechslung im Alltag haben“. So umriss sie damals ihr Wunschprofil. Zwei Studienfächer begann sie nacheinander und brach sie wieder ab. Beim dritten Anlauf sollte es etwas werden, also nahm sich Scheib das Gesamtverzeichnis aller Studienfächer vor und Evangelische Theologie sprang ihr ins Auge. Von klein auf war sie christlich sozialisiert und hatte auch gute Erfahrungen mit Kirche gemacht. Zudem hatte ihre Mutter Theologie studiert, arbeitet als ordinierte Diakonin im kirchlichen Dienst.
„Letztlich eine Bauchentscheidung“ sei es gewesen, dass sie selbst sich für ein Theologiestudium in Mainz entschied, sagt Olivia Scheib. Eine Entscheidung, die sich von Beginn an richtig anfühlte.

Gemeindepraktikum machte Lust auf den Pfarrdienst

Doch erst nach ihrem Gemeindepraktikum in St. Wendel bei Pfarrerin Christine Unrath war Scheib klar, dass auch sie Pfarrerin werden wollte. Voll des Lobes berichtet sie von ihrer Betreuerin und den vielfältigen Einblicken in alle Facetten des Pfarrberufs, die sie während des Praktikums erfahren durfte. „Ich habe so viel gesehen, was man alles machen kann und früh viel Verantwortung übertragen bekommen“, blickt sie zurück. Sie sei überzeugt, dass Christine Unrath an der Entscheidung ihres Berufswegs großen Anteil hatte. Jedenfalls sprühte Scheib nach diesem Praktikum vor Begeisterung für den Pfarrberuf. „Ich konnte gar nicht schnell genug mit dem Studium fertig werden“, sagt sie. Als es 2023 darum ging, einen Platz für das Vikariat, die praktische Pfarramtsausbildung, zu finden, war sofort klar, wo sie hinwollte: natürlich zu Christine Unrath, obwohl diese inzwischen in die Region Saarbrücken-West gewechselt war. So kam auch Scheib in diese ihr bisher unbekannte Ecke des Saarlandes. Die Entscheidung bereute sie nie. In den zwei Jahren habe sie „viele Freiräume zur eigenen Entfaltung“ bekommen.

Ordination, anschließend ein Jahr Auslandsvikariat auf Mallorca

Nach ihrem bestandenen Examen wird sie am 5. Oktober zur Pfarrerin ordiniert. Gerne würde sie längerfristig in der Region Saarbrücken-West bleiben. Zunächst aber steht ein besonderes Abenteuer an. Am 1. November wird Olivia Scheib ein einjähriges sogenanntes Auslandsvikariat in der deutschsprachigen Gemeinde auf der Insel Mallorca antreten. Für Scheib war von Anfang an klar, dass sie im Saarland Pfarrerin sein, aber vorher „nochmal einen ganz anderen Gemeindekontext kennenlernen“ will, nämlich in einer Auslandsgemeinde. Aber ausgerechnet auf Mallorca, wo viele Deutsche Urlaub machen?

Auch das sei wieder das Ergebnis eines systematischen Abwägens gewesen. Für Scheib war klar: „Es sollte eine deutsche Auslandsgemeinde in Europa sein und in einem Land, in dem ich zumindest Grundkenntnisse in der Sprache hatte.“ So wären auch Österreich, Frankreich oder Italien Optionen für sie gewesen. Die Entscheidung für Mallorca fiel wieder aus dem Bauch heraus. Schon die Website der deutschen Inselgemeinde hatte sie angesprochen und als sie das dortige Pfarrehepaar bei einer Urlaubsreise persönlich kennenlernte, bestätigte sich das positive Bild sofort. „Das sind absolute Herzensmenschen“, schwärmt Scheib von dem zukünftigen Kolleg:innenpaar. Menschlich und theologisch habe es sofort gepasst. Schon jetzt ist sie voller Vorfreude auf die Zusammenarbeit und die vielfältigen Herausforderungen in einer so ganz besonderen Gemeinde.

Entgegen der Bezeichnung „Vikariat“ ist das Auslandsjahr eigentlich kein Teil der praktischen Pfarramtsausbildung. Vielmehr wird die Zeit angerechnet auf den sich anschließenden Probedienst im Pfarramt, den Scheib nach ihrer Rückkehr nach Deutschland absolvieren wird. Dem entsprechend wird sie auf Mallorca auch ganz normale Gemeindepfarrdienste übernehmen, sonntags Gottesdienste halten und Amtshandlungen durchführen. Nur ein wenig anders als in Deutschland.

Etwa 300 bis 400 Gemeindeglieder habe die deutschsprachige Gemeinde auf Mallorca, Tendenz steigend. Bei einem Gemeindefest kämen schon einmal 150 davon zusammen, sodass man die meisten persönlich kennenlernen könne. Gleichzeitig gebe es bei den Sonntagsgottesdiensten regen Wechsel durch die vielen Urlauber. „Man hat praktisch jede Woche eine ‚neue Gemeinde‘ vor sich“, weiß Scheib. Viele Trauungen gäbe es im Sommer zu halten, denn nicht wenige Paare würden extra für eine Trauung auf die Insel kommen.

Ein Projekt hat sich Olivia Scheib auch schon überlegt für ihr Jahr auf Mallorca. Sie möchte christliches Yoga anbieten. Diese Mischung aus Meditation und Sport habe sie vor einiger Zeit kennengelernt und mache ihr viel Spaß. „Ich habe auch schonmal eine Yoga-Andacht gehalten“, erzählt sie. So etwas würde sie auch gerne auf Mallorca etablieren.
Vielleicht wird sich sogar ihr Herzensprojekt verwirklichen lassen – eine Segens- und Seelsorgestation direkt am Ballermann, der nur 20 Minuten fußläufig vom evangelischen Gemeindezentrum entfernt ist. Ideen dafür hätte sie viele. Es wird sich zeigen, was sich umsetzen lassen wird.

 

Info:
Olivia Scheib wird am Sonntag, 5. Oktober, um 14 Uhr, in der Lutherkirche Altenkessel (Hasenstraße 2) durch Synodalassessorin Juliane Opiolla ordiniert. Es spielt der CVJM-Bläserchor Klarenthal. Im Anschluss lädt die Kirchengemeinde Saarbrücken-West zum gemütlichen Beisammensein mit Kaffee und Kuchen in den Gemeindesaal ein.

 





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